Über meine vergangene Trainingswoche berichte ich heute nur einen Satz, weil dafür mein Lauf mit Katrin mehr Zeilen als üblich einnimmt. Für mich war es mein 13ter Ultra (10 Offizielle, 3 zur Gaudi), aber für sie ihr Erster. Umso mehr freute es mich, sie zu begleiten.
Zusätzlich zu den obligatorischen Grundlagenläufen (u.a. nüchtern) gab es von Dienstag bis Freitag einen Schwellenlauf (4:10Min/km), Lauf ABC Übungen und ein forderndes VO2max Training an einem Hügel im Königswiesen Park.


An einem Tag über die Gipfel von 10 Bergen laufen, die mindestens 1000 Meter hoch sind, klingt erstmal verrückt? Nicht aber im Bayerischen Wald. Dort hat sich mit dem Ultra Trail Lamer Winkel in Rekordzeit ein Laufevent zum Kult etabliert. Neben den nackten Zahlen (54,6km, 2681 Höhenmeter) kann die Veranstaltung mit technisch anspruchsvollen Strecken (teils stark verblockt und sehr verwurzelt) in einer gigantischen Berglandschaft glänzen. Da der Wettbewerb heuer aufgrund von Corona nicht stattfinden kann, haben Katrin und ich die Trails um den Arber zu zweit in Angriff genommen. Neben dieser langen „König vom Bayerwald“ Strecke kann mit dem „Osser-Riese“ Traillauf auch rund die Hälfte der Kilometer und Höhenmetern absolviert werden. Beide hatten wir richtig Lust auf die Königsdistanz, allerdings waren wir auf die kürzere Alternative fixiert, da es ohne Veranstalter keine Verpflegungsstellen gab und die Hütten aufgrund der Pandemie geschlossen hatten. Von Donnerstag auf Freitag hat die Sabi spontan angeboten, uns zu versorgen. Das war der Jackpot für uns, da somit die Versorgung an denen Stellen gesichert war, die mit dem Auto zugänglich sind.
So kam es, dass wir am Samstag um 7:30 Uhr in Arrach am Seepark starteten. Nach einem kurzen Teilstück am Weißen Regen entlang ging es steil ansteigend hinauf zum Berggasthof Eck. Hier erwartete uns Sabi nach rund 9 km mit dem Versorgungsfahrzeug.



Nach einer Butterbreze, einer Banane und Getränken ging es fast kontinuierlich weiter hoch über die Gipfel Mühlriegel (1080m), Ödriegel (1165m), Waldwiesenmarterl (1139m), Schwarzeck(1238m), Reischfleck (1118m), Heugstatt (1261m), Enzian (1285), Kleiner Arber (1384m) und dem höchsten Berg in Ostbayern, dem Großen Arber (1456m). Auf diesem Teilstück kam uns Martin von Rock The Hill entgegen, der in rund 100 Tagen beim Transalpine Run über die Alpen laufen will. Das habe ich frühestens im Jahr 2021, realistisch erst 2022 vor. Mit im Gepäck hatte er seine obligatorische Ananas, die er zur Freude der Trailrunner und Wanderer im Bayerischen Wald auf den Gipfeln platziert. Da die UTLW Strecke noch nicht komplett ausgeschildert ist und Martin die Berge wie seine Westentasche kennt, gab er uns noch eine ausführliche Wegbeschreibung mit auf den Weg.



Nach der Ruhe und Einsamkeit der schmalen Trails war auf den befestigten Schotterwegen am Großen Arber etwas mehr los. Aber es ist nicht zu vergleichen mit der Zeit vor Corona. Während im Wettkampf hier die 2te Verpflegungsstelle auf die Athleten wartet, ging es für uns noch schnell 700 Höhenmeter bergab zum Kleinen Arbersee. In der Zwischenzeit ist Sabi auch 10 km in den Bergen gelaufen. Im Rahmen vom Mountain Man Home Run, einem virtuelen Wettkampf.



Gut gestärkt mit einer weiteren Butterbreze, Isogetränk und Apfelschorle aus dem Versorgungsauto von Sabi nahmen wir den nächsten Anstieg hoch zum Langlaufzentrum Scheiben in Angriff. Nun ging es über stark verwurzelte und verblockte Trails hoch zum Zwercheck (1333m) bis an den Grenzsteig zu Tschechien. Aufgrund von dem Covid-19 Einreiseverbot mussten wir aufpassen, dass wir nicht aus Versehen über die Naturgrenze gelangten. Für den harten Aufstieg wurden wir mit einer unglaublich schönen Landschaft belohnt. Wie schon zuvor auch schon im Auerhahn Schutzgebiet.

Ab dem folgenden, sehr steilen Downhill war immer wieder Trittsicherheit gefordert, wogegen man auf der knapp 5 km langen Schotterstraße entspannt laufen konnte. Das war auch nötig, da der Uphill zum Großen Osser (1293m) nochmals alles von einem abverlangte. Auch hier streiften wir die Grenze zum Nachbarland Tschechien. Mittlerweile waren wir beide schon ziemlich erschöpft, aber an den Heidelbeersträucher zwischen dem Großen und dem Kleinen Osser (1266m) konnten wir uns immer noch erfreuen.

Bergab auf dem Osser-Riese Steig gelangten wir zum Parkplatz Sattel. Hier stärkten wir uns für den letzten Downhill. Die Ausschilderung führt über eine Alternativstrecke ins Ziel nach Lam. Die reguläre Strecke über den Holy Trail ist nur am Wettkampftag markiert. Da wir mit Andreas auf einen Einheimischen trafen, kamen wir in den Genuss, auf diesem anspruchsvollen Originalweg zu laufen. Einen kurzen Stopp gab es nach der Kapelle Maria Hilf, als wir auf einen weihnachtlich geschmückten Baum mitten im Wald trafen. Es handelt sich hierbei um den Holy Tree auf dem Holy Trail.


Nach 9 Stunden Nettozeit kamen wir überglücklich in Lam ins Ziel. Ich habe die Zeilen über den Ultra Trail Lamer Winkel mit nackten Zahlen begonnen (54,6km; 2681HM) und beende ihn wieder mit solchen: Trail 71%; Schotter 27%; Asphalt 2%. Mehr bedarf es nicht für ein Ultraläuferherz.


Durch dieses Erlebnis bin ich für den nächsten Ultralauf über 110 km gewappnet, den der LLC Besenläufer Tom und ich am Regensburg Marathon Wochenende in zwei Wochen laufen.