Da in der indischen Fertigung mit einer neuen Extrudermaschine, dank dem Improvisationstalent von Produktionsleiter Jens, ein weiterer Meilenstein erreicht wurde, gab es in der vergangenen Woche erneut eine hinduistische Zeremonie. Dazu gesellte sich das obere Management, welches das Ritual eröffnete. Anschließend durften auch Jens und ich jeweils eine Kokosnuss opfern.


Im Gegensatz zu meiner ersten Maschineneinweihung vor 4 Monaten wusste ich dieses Mal, dass ich dazu die Sicherheitsschuhe ausziehen musste. Mit demselben biologischem Farbpulver, das wir als roten Segenspunkt auf die Stirn (Energiezentrum) bekamen, wurde auch der Extruder mit Glückssymbolen und Schriftzeichen versehen. Rot wird traditionell verwendet, weil es die Farbe der Stärke symbolisiert. Zur Stärkung gab es dann die geopferten Kokosnüsse und zusätzlich noch süße Plätzchen.


Da ich die Kollegin Mohini und den Kollegen Ayaz als Programmierer ausbilde, bekam ich von ihnen diese Woche den Titel Guru. Während ich darunter einen spirituellen Mentor verstehe, sagt man in Indien zu allen Lehrern Guru.

Auch der Sport kam nicht zu kurz. Bei 6 Laufeinheiten gab es u.a. neben motorischen Sprints und 1km Intervallen auch einen Longrun am Sonntag mit 2:30 Std. und 28 km. Für die kurzen Läufe ist die 500 Meter lange Zufahrt als einzige Laufstrecke ok, aber für die langen Läufe wünsche ich mir doch sehr eine abwechslungsreichere Strecke. Aber aufgrund der aktuellen Gefahr von Schlangen durch den Regen in den letzten Tagen ist das Risiko nicht vertretbar. Noch dazu, wo neulich selbst in der Staff Colony bereits welche gesichtet wurden. Aber hier wachen wenigstens 4 Sicherheitsleute verteilt auf den halben Kilometer der Zufahrt.


Den Samstag nutzten Jens und ich für einen Ausflug in die nächstgrößere Stadt Vododara. Der Einkauf in der Mall Inorbit macht deutlich, wie konträr Jens und ich sind. Jedes Shirt, dass mir gefiel und ich kaufte, mochte Jens nicht. Umgekehrt konnte ich mit seinem zweckmäßigen und einheitlichen Stil nichts anfangen. Stutzig machte mich der Moment, als er ein Shirt von mir vor der Umkleide mit „das hat was“ kommentierte. Da wollte ich dieses dann fast nicht mehr kaufen. Nach der Besorgung von Gewürzen im Supermarkt Big Bazar machten wir uns auf zum See Sursagar im Zentrum.

Nach einer Umrundung ging es zum umtriebigen Markt am Laheripura Gate. Nach tiefen Eindrücken schlängelten wir uns noch durch die engen Gassen.




Häufig waren die einzelnen Läden nebeneinander spezialisiert. In einer Straße gab es nur Fahrräder, in einer weiteren nur Elektronik, dann Kochzubehör, Kunst, etc.





In diesen Gässchen luden uns die Einheimischen zu Tee ein, ließen sich bei der Reparatur von Ventilatoren und Lautsprechern über die Schulter schauen und Rollerfahrer winkten und riefen uns freundlich zu.



Da man aufgrund von Corona nur mit einem Business Visum ins Land kommt und die Gegend hier überhaupt nicht touristisch geprägt ist, freut man sich sehr über uns Exoten und wir werden laufend nach Selfies gefragt. Das indische Instagram dürfte mittlerweile mit den Köpfen von Jens und mir überlaufen.






